top of page
  • AutorenbildHeimat Verein

Heimatverein rettet Gedenkstein für gefallenen Jagdflieger



Wenn man sie zum Sprechen bringt, erzählen Gedenksteine spannende Geschichten aus der Vergangenheit. Diese Denkmäler sollten deshalb auch unbedingt erhalten, gepflegt und somit ein Teil der lokalen Erinnerungskultur werden. Dem Heimatverein Lienen ist es jüngst gelungen, ein solch historisches Stück vor dem endgültigen Verschwinden zu retten.

Der langjährige Vereinsvorsitzende Friedel Stegemann sicherte erfolgreich mit weiteren Heimatfreunden einen großen Findling, der bei Baumaßnahmen zusammen mit Bauschutt abtransportiert worden war. Anschließend wurde der Block liebevoll restauriert und an seinen jetzigen Standort verbracht (zum Thema). Es handelt sich um ein Denkmal für den Feldwebel Eberhard Holzer. Dieser war Flieger der Anfang 1945 bei Rheine stationierten II. Gruppe des Jagdgeschwaders 27, dessen Jagdflugzeug am 1. März 1945 – gut fünf Wochen vor Ende des Zweiten Weltkrieges – abgeschossen wurde. Holzer fand dabei auf einem Lienener Acker den Tod. Das war vor genau 75 Jahren. Der junge Pilot einer Messerschmitt Bf 109 („Me 109“) wäre zudem nur wenige Tage später 25 Jahre alt geworden. Geboren am 19. März 1920 in Schwäbisch Hall, jährt sich sein Geburtstag 2020 zum 100. Mal. Der Gedenkstein mahnt heute zur Erinnerung an die Schrecken des letzten Krieges.

1946 wurde das Erinnerungsmal von den Eltern Holzers an der Stelle des Absturzes errichtet, kurz nachdem diese überhaupt erst erfahren hatten, wo ihr Sohn gefallen war: Da Eberhard Holzer als vermisst galt, veröffentlichte man eine Suchanzeige in einer Zeitschrift, die zufällig von einer in Lienen wohnenden Frau gelesen wurde. Sie erinnerte sich an den Namen des gefallenen Fliegers, der auf einem Grabkreuz auf dem Lienener Friedhof zu lesen war. Zum Volkstrauertag 1954 berichtete der „Tecklenburger Landbote“ am 13. November über den damals neun Jahre zurückliegenden Hergang: „Auch am 1. März hatten morgens Luftkämpfe in der Umgebung Lienens stattgefunden. Gegen Mittag hörten die Bewohner des Hauses Utlaut plötzlich besonders starken Motorenlärm und glaubten an einen feindlichen Tiefflieger. Erst als der Lärm plötzlich mit einem gewaltigen Krach endete, wagten sie sich aus dem Hause. Sie entdeckten ganz in der Nähe, etwa 100 Meter entfernt, ein Flugzeugwrack. Als sie herbeieilten, entdeckten sie das deutsche Balkenkreuz und fanden inmitten der Trümmer einen toten deutschen Flieger. Er war anscheinend vorher in einem Luftkampf verwundet worden, und seine Jagdmaschine war dabei stark beschädigt worden. Hinterher stellte man fest, daß der Jäger schon einige hundert Meter in östlicher Richtung den Boden berührt hatte, aber wieder Höhe gewonnen hatte, um dann schließlich hier endgültig zu zerschellen.“ Der Leichnam des jungen Flugzeugführers Holzer wurde in der Gemeindeverwaltung in Lienen

aufgebahrt und schließlich einige Tage später auf dem Friedhof unter militärischen Ehren beigesetzt.

An dieses schreckliche und traurige Schicksal, das Eberhard Holzer mit Millionen von Soldaten an allen Fronten teilte, erinnert dieser Lienener Gedenkstein. Dank des Einsatzes der Lienener Heimatfreunde tut er das nun auch weiterhin.


Zum Thema

Eine ähnliche Odyssee wie Ende 2019 erlebte der Gedenkstein für Eberhard Holzer bereits in den 1960er Jahren. Weil das Denkmal damals anscheinend im Weg stand, wurde es von einem Bauunternehmer nach Hohne verbracht. Als der damalige Vorsitzende des Lienener Heimatvereins, Friedrich Schmedt, davon erfuhr, ließ er den Stein umgehend zurückholen und auf dem neu entstandenen Bauhof der Gemeinde Lienen aufstellen. Dort hat der Stein bis Ende des letzten Jahres gestanden. Dann aber veräußerte die Gemeinde Lienen das Gelände. Im Zuge anstehender Baumaßnahmen wurde der Stein erneut von seinem zweiten Standort entfernt. Nur dem Hinweis eines aufmerksamen Anwohners ist es zu verdanken, dass der Findling nicht gänzlich verschwunden ist – ein Glücksfall für den Heimatverein Lienen. Nach seiner Sicherung wurde der Gedenkstein gesäubert und die Inschrift nachgemalt. Zum Tag des Absturzes des Feldwebels Eberhard Holzer vor genau 75 Jahren am 1. März 1945 ist der Stein mit Blumen geschmückt worden.


Bildunterschriften


Friedel Stegemann und Erwin Wiethaup (v.l.) flankieren den geretteten Gedenkstein für Eberhard Holzer.

Foto: Heimatverein Lienen


Das Grab Eberhard Holzers auf dem Lienener Friedhof.

Foto: Friedel Stegemann / Heimatverein Lienen

Der Gedenkstein für Eberhard Holzer in den 1960er Jahren.

Foto: Fritz Peters /Heimatverein Lienen

bottom of page